· Katharina Kunze · Psychologie  · 5 min read

Die vielen Gesichter der Depression

Depression ist weit mehr als schlechte Laune. Sie beeinflusst Stimmung, Denken und Verhalten und kann jeden Menschen treffen. Dieser Artikel beschreibt Symptome, Ursachen, Formen und Behandlungsmöglichkeiten.

Depression ist weit mehr als schlechte Laune. Sie beeinflusst Stimmung, Denken und Verhalten und kann jeden Menschen treffen. Dieser Artikel beschreibt Symptome, Ursachen, Formen und Behandlungsmöglichkeiten.

Die vielen Gesichter der Depression

Seit Wochen oder Monaten fühlst du dich vielleicht antriebslos. Die Dinge, die dir früher Freude bereitet haben, lassen dich heute kalt. Deine Stimmung ist am Tiefpunkt, du hast keine Lust mehr, deine Freunde zu sehen und deinen Hobbys nachzugehen. Du würdest am liebsten im Bett bleiben und alles um dich herum erscheint dunkel und trostlos. Wenn du dich in dieser Beschreibung wiedererkennst, kann das ein Hinweis darauf sein, dass du an einer Depression leidest, einer Krankheit, die man ernst nehmen muss und die weit mehr ist als nur „schlechte Laune“.

Typische Symptome

Folgende Symptome müssen über einen Zeitraum von mindestens 2 Wochen vorhanden sein:

  • Antriebslosigkeit, man kann sich schwer zu etwas aufraffen, man ist energielos und erschöpft
  • Niedergeschlagene Stimmung, alles erscheint trostlos und traurig
  • Das Interesse in fast allen Bereichen geht verloren, man trifft sich nicht mehr mit Freunden, man vernachlässigt seine Hobbys, die Arbeit erscheint schwer und nicht zu bewältigen, sexuelle Aktivitäten werden reduziert
  • Konzentration und Aufmerksamkeit sind reduziert, man kann nur schwer Gesprächen folgen, man liest ein Buch und kann den Inhalt nicht wiedergeben
  • Man kann suizidale Gedanken entwickeln, man möchte endlich Ruhe oder den anderen nicht zur Last fallen, alles hat doch sowieso keinen Sinn mehr (ist ein Symptom der Depression und geht mit Besserung auch wieder zurück)
  • Schlafstörungen, Ein- und Durchschlafstörungen, Früherwachen, Morgentief, am Morgen ist die Stimmung am Tiefpunkt und kann im Verlauf des Tages besser werden
  • Appetitminderung oder Appetitzunahme und daraus ergibt sich eine Gewichtsabnahme oder Gewichtszunahme
  • Schuldgefühle und Gefühle der Wertlosigkeit
  • Ständiges Gedankenkreisen
  • Pessimismus

Depressionen werden nach der Schwere der Symptome in leichte, mittlere und schwere depressive Episoden eingeteilt. Entscheidend ist dabei, wie viele Symptome auftreten und wie stark sie dich in verschiedenen Lebensbereichen einschränken, sei es im Beruf, in der Familie oder im sozialen Leben.

Ursachen einer Depression

Die Entstehung einer Depression ist vielschichtig und lässt sich nicht auf eine einzelne Ursache zurückführen. Es gibt biologische, psychische und soziale Faktoren, die zusammenspielen können.

Biologische Faktoren

Biologische Faktoren umfassen zum Beispiel genetische Veranlagungen. Tritt Depression in der Familie gehäuft auf, kann dies die Anfälligkeit erhöhen. Auch Neurotransmitter (Botenstoffe im Gehirn) oder Hormone können aus dem Gleichgewicht geraten, was die Stimmung negativ beeinflusst. Funktionelle Veränderungen in der Organisation des Gehirns, Schlafprobleme oder andere körperliche Erkrankungen können ebenfalls eine Rolle spielen. Deshalb immer sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen, um körperliche Ursachen für die depressive Stimmung auszuschließen.

Psychische Faktoren

Psychische Faktoren betreffen individuelle Persönlichkeit und die Vulnerabilität, also die persönliche Verletzlichkeit und das Selbstwertgefühl. Ein vermindertes Selbstwertgefühl kann die Anfälligkeit für depressive Episoden erhöhen, weil der Betroffene sich häufig hilflos, wertlos oder überfordert fühlt. Traumatische Ereignisse in der Vergangenheit, anhaltender Stress oder ein ungünstiger Umgang mit belastenden Situationen können die Wahrscheinlichkeit einer Depression erhöhen. Auch Erziehungsstil in der Kindheit spielt eine Rolle. Überbehütung oder eine Umgebung, in der wenig Selbstwirksamkeit gefördert oder diese sogar nicht gewünscht wurde, kann erlernte Hilflosigkeit begünstigen. Das bedeutet, dass Betroffene später im Leben Schwierigkeiten haben, mit Widerständen umzugehen, und sich schnell machtlos und überfordert fühlen.

Soziale Faktoren

Soziale Faktoren spielen ebenfalls eine große Rolle. Einsamkeit, fehlende Ziele oder Perspektiven im Leben, belastende Lebensereignisse, Verluste, Scheidung und der Mangel an unterstützenden sozialen Netzwerken können depressive Symptome begünstigen. Auch Ernährung, der Lebensstil und die Resilienz, also die Fähigkeit, schwierige Situationen zu bewältigen, beeinflussen, wie stark wir auf belastende Umstände reagieren. Oft wirken diese Faktoren nicht isoliert, sondern verstärken sich gegenseitig, sodass sich die Depression allmählich entwickelt.

Unterschiedliche Formen der Depression

  • Major Depression (schwere depressive Episode). Die klassische Form: anhaltende gedrückte Stimmung, Verlust von Freude, Antriebslosigkeit, negative Gedanken, Schlaf- und Appetitveränderungen.
  • Leichte bis mittlere depressive Episode: weniger ausgeprägt, aber innere Erschöpfung und Niedergeschlagenheit
  • Dysthymie (anhaltende depressive Verstimmung): chronisch, über Jahre, oft unauffällig
  • Bipolare Depression: depressive Phasen im Rahmen einer bipolaren Störung
  • Atypische Depression: starke Müdigkeit, Heißhunger, Empfindlichkeit gegenüber Ablehnung, dennoch oft Alltagsfunktion, nach außen oft „normal“
  • Versteckte (maskierte oder larvierte) Depression: körperliche Beschwerden stehen im Vordergrund
  • Saisonelle Depression: meist im Winter, mit erhöhter Müdigkeit und gedrückter Stimmung
  • Postpartale (parentale) Depression: nach der Geburt, kann Mütter und Väter betreffen
  • Rezidivierende Depression: wiederkehrende Episoden, oft bei biologischer oder genetischer Veranlagung

Frühzeitige Behandlung und präventive Maßnahmen können helfen, das Wiederauftreten abzumildern.

Behandlung und Heilung

Eine depressive Episode kann von selbst wieder abklingen, doch sie kann so lange andauern, dass Schäden im Alltag entstehen, zum Beispiel im beruflichen Kontext, im sozialen Leben oder in Beziehungen. Um diese Belastung zu verringern und den Heilungsprozess zu beschleunigen, ist es sinnvoll, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Ärztliche Unterstützung kann durch Medikamente erfolgen, die die Symptome abschwächen. Diese Medikamente machen nicht abhängig und werden in der Regel nur vorübergehend eingesetzt. Sie werden sowohl von Hausärzten als auch von Fachärzten für Psychiatrie verschrieben.

Psychotherapie ist ebenfalls ein zentraler Baustein der Behandlung. Sie vermittelt Werkzeuge, um die eigenen Gedanken und Gefühle zu verstehen und sie zu hinterfragen, auf ihre Realität zu überprüfen und gegebenenfalls zu verändern. Zudem lernst du, frühe Anzeichen einer Depression zu erkennen, besser mit Stress und belastenden Situationen umzugehen und Strategien zu entwickeln, die dir in einer depressiven Phase helfen können. Eine Kombination aus ärztlicher Betreuung, medikamentöser Unterstützung und Psychotherapie hat sich als besonders wirksam erwiesen.

“Wenn du durch die Hölle gehst, geh weiter.” (Winston Churchill)

“In der Tiefe des Winters entdecke ich einen unbesiegbaren Sommer in mir.” (Albert Camus)

Ich danke für Ihr Interesse an meinem Blog.

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